01.06.2020 |

Ich werde meine Kinder nie wieder hungern sehen

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Eines Abends kehrte Mary Mushi spät nach Hause zurück. Ihre Kinder und ihr Mann saßen neben dem Feuer. Der Anblick ihrer Gesichter zerriss ihr das Herz. Schon viel zu oft hatte sie dieses Bild gesehen.

„Als ich sie sah, wusste ich, dass sie hungrig waren“, sagt Mary.

„Mein Mann hatte an diesem Tag kein Geld verdient. Als ich ihn fragte, ob sie gegessen hätten, sagte er, sie hätten heißes Wasser getrunken. Wir hatten kein Essen mehr im Haus, also nahm ich den Eimer mit Tomaten, den ich mit nach Hause gebracht hatte, schnitt sie in Stücke und das war unser Abendessen.“

Wie ihr Mann Michael hatte Mary nicht die Möglichkeit, eine weiterführende Schule zu besuchen. Statt zur Schule zu gehen, half sie ihren Eltern auf der Farm in Tansania, bis sie heiratete. Da sie nur die Grundschule abgeschlossen hatte, konnten sie und ihr Mann nur Jobs annehmen, die nicht gut bezahlt wurden.

Beide arbeiteten als Tagelöhner auf den Plantagen anderer Leute. Zudem bewirtschaftete Mary ihr eigenes kleines Stück Land. Aber es würde mindestens 60 Tage bis zur Ernte dauern. Bis dahin mussten sie überlegen, welche Mahlzeiten sie auslassen würden.

Der Anblick ihrer vier Kinder, die täglich Hunger leiden mussten, lastete tief auf Marys Herz. Um sicherzustellen, dass ihre Kinder etwas essen konnten, bettelte sie manchmal bei ihren Nachbarn.

„Ich erinnere mich, dass ich, als ich mein drittes Kind stillen musste, keine Milch produzieren konnte“, sagt Mary. „Also trank ich heißes Wasser, um zu sehen, ob vielleicht ein wenig kommen würde.“

Trotz aller Anstrengungen reichte das Geld, das Mary und Michael verdienten, nie aus. Auch ihre Ernte konnte sie nur wenige Monate lang ernähren.

Ihr Leben änderte sich, als sie ins Mutter-Kind-Programm von Compassion aufgenommen wurde.

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Sie und ihr jüngstes Kind Apolinari nahmen an dem Programm teil, das Müttern und ihren Babys intensive Betreuung vor, während und nach der Geburt bietet.

„Nach nur wenigen Besuchen von Mitarbeitern des Zentrums wurde mir beispielsweise klar, was schiefgelaufen war, als ich meine anderen Kinder gestillt habe“, sagt Mary. „Auf manches hatte ich einfach nicht geachtet. Ich wusste nicht, dass das Essen, das ich zu mir nahm, sie beeinflussen konnte.“

Neben den Tipps zum Stillen ihres Sohnes bekam sie von der Compassion-Partnerkirche Essen, Kleidung und eine Krankenversicherung. Mit den Mitarbeitern des Kinderzentrums als Unterstützung sah sie zu, wie ihr Sohn zu einem gesunden und energiegeladenen Jungen heranwuchs.

Doch dann kam COVID-19.

Zwei Monate vor dem zweiten Geburtstag von Apolinari wurde der erste COVID-19-Fall in Tansania gemeldet. Nur wenige Wochen später spürten Mary und Michael die Auswirkungen der Pandemie in ihrem täglichen Verdienst.

„Ich verdiente an einem Tag nicht mehr 7000, sondern nur noch 3000 Tansania-Schilling*. Und selbst darauf konnte ich mich nicht verlassen“, sagt Mary.

*1000 Tansania-Schilling entsprechen ca. 0,40€.

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Plötzlich waren sie in der gleichen verzweifelten Situation, in der sie früher gelebt hatten. Und wieder konnte ihnen die Partnerkirche von Compassion helfen. Bei einem Hausbesuch erzählte Mary der Sozialarbeiterin Rehema Muriro über die erneuten Herausforderungen. Rehema und die Leiterin des Kinderzentrums fanden eine kreative Lösung: Sie brachten den Müttern bei, wie sie aus Pflanzen, die sie in ihrer Umgebung leicht finden konnten, Mahlzeiten zubereiten können.

„Wir beschlossen, den Eltern beizubringen, wie sie mit den Lebensmitteln, die um sie herum waren, ausgewogene Mahlzeiten zubereiten können“, sagt Rehema. „Wir schulten jede einzelne von ihnen individuell bei Hausbesuchen.“

Für Mary war der Besuch ein Augenöffner: „Als Rehema mich besuchte, zeigte ich ihr unser Feld. Ich hatte Kürbisse und Maniok gepflanzt. Ich wusste, dass die Blätter beider Pflanzen essbar waren, aber ich wusste nicht, wie man Maniokblätter verarbeitet. Rehema hat es mir beigebracht.“

„Ich bin froh, dass ich meine Kinder nicht mehr hungern sehe“, sagt Mary.

Familien wie die von Mary sind auf jeden Cent angewiesen. Indem sie einfach ein Nahrungsmittel, an das sie leicht herankommen können, in ihre Mahlzeiten aufnehmen, kann die Familie das wenige verdiente Geld für andere Ausgaben verwenden. Heute gehören die Abende, an denen Mary zu hungernden Kindern nach Hause kommt, der Vergangenheit an. Die Erinnerungen daran verfolgen sie weiterhin, aber sie freut sich auf eine andere Zukunft.

Millionen Kinder und Familien haben aufgrund der COVID-19-Pandemie aktuell nicht genügend zu essen.

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