In der Stadt suchen viele Menschen nach einem besseren Leben, fernab des üblichen Landlebens. Das Leben in den ländlichen Gebieten rund um die Stadt ist hart.
Die Ackerflächen und Grundstücke sind meist in Besitz der älteren Generationen. Jugendlichen fehlt es an Zukunftsperspektiven. Dies trägt wesentlich zur hohen Bevölkerungszahl der Kleinstadt bei.
„Es ist keine Stadt, in der Lebensmittel produziert werden, sondern vor allem ein Marktplatz für Milchprodukte“, erklärt Dejene, Leiter eines Compassion-Kinderzentrums. Die Stadt ist ein wichtiger Lieferant für Milch, Käse und Butter, doch der Markt kommt den Stadtbewohnern kaum zugute.

„Milch und Milchprodukte sind unglaublich teuer und daher für die Menschen vor Ort unerschwinglich. Selbst eine Mahlzeit pro Tag ist ein Kampf“, beklagt Dejene.
Die wirtschaftliche Lage wird durch die steigende Inflation und den Arbeitsplatzmangel weiter verschärft, insbesondere für junge Menschen. „Die Arbeit als Tagelöhner nimmt ab, sodass viele Familien im Kreislauf der Armut gefangen sind“, beobachtet Dejene und verdeutlicht die düstere Realität, mit der unzählige Haushalte konfrontiert sind.
In der Region unterstützen drei Compassion-Kinderzentren gemeinsam 750 Kinder und Jugendliche ganzheitlich und umfassend. Die lokalen Partnerkirchen stellen u. a. Lebensmittelpakete zur Verfügung, ermöglichen den Zugang zu medizinischer Versorgung und unterstützen in schulischen Belangen.
Das Kinderzentrum, das Dejene leitet, unterstützt 233 Kinder und Jugendliche. Sein Team und er wollen durch die Ernährungshilfe der Not der Familien begegnen. Trotz dieser Bemühungen haben viele von ihnen Schwierigkeiten, sich ausreichend zu versorgen, besonders alleinerziehende Mütter.
„Die Bereitstellung von Lebensmittelpaketen soll zur wirtschaftlichen Unterstützung beitragen“, bestätigt Dejene. „Es sind oft Familien mit alleinerziehenden Müttern. Einige sogar Großmütter. Die meisten erhalten keine zusätzliche Unterstützung in Form eines Einkommens. Die grundlegende Unterstützung, die wir bereitstellten, reichte für die Familien nicht aus. Um die Mütter und ihre Familien möglichst noch besser zu unterstützen, haben wir einen Weg gefunden, der es den Müttern ermöglicht zu sparen, um ein besseres Einkommen zu erzielen.

Mütter befähigen und stärken
Meseret, Mutter von vier Kindern, bekommt die positiven Auswirkungen der Unterstützung zu spüren. Sie isst häufiger mit ihrer Familie.
„Mein Mann war Alkoholiker und selten zu Hause. Ich musste mich entscheiden, ein Leben ohne ihn zu führen. Das Leben war hart für mich, bis Gott das Kinderzentrum in mein Leben brachte“, erzählt Meseret. „Ich habe im Regen Wäsche gewaschen, nur um mir eine Mahlzeit am Tag leisten zu können.“
Heute ist sie dankbar und strahlt, wenn sie an die Unterstützung der Kirche vor Ort denkt. Sie spricht voller Begeisterung über die Mitarbeiter und darüber, wie sie ihr immer zur Seite stehen.
Das Kinderzentrum stellte Müttern einen Kredit von 5000 Birr zur Verfügung. Meseret nahm das Startkapital und begann mit dem Verkauf von Kolo – einem traditionellen äthiopischen Snack aus geröstetem Getreide. Und: Meseret begann mit anderen Müttern, deren Kinder das Kinderzentrum besuchen und das Startkapital bekommen haben, zu sparen.

„Durch das Sparen habe ich fast 4000 Birr zurückgezahlt. Mein Leben schien sich zu verbessern – bis die Preise für alles deutlich gestiegen sind“, sagt sie mit frustrierter Stimme.
Hunger durch Inflation
Viele Kinder in der Region stehen vor der bitteren Realität, mit leerem Magen zur Schule zu gehen. Hunger-Krämpfe beeinträchtigen die Konzentration, was zu Schwierigkeiten beim Lernen im Unterricht und sogar zu Ohnmachtsanfällen führen kann.
Für Jugendliche wie Selam kommt noch die wirtschaftliche Belastung ihrer Familie hinzu, die sie miterleben muss. Die ständige Sorge um die finanzielle Situation, macht es ihr unglaublich schwer sich auf die Schularbeiten zu konzentrieren. Deshalb begann die 16-Jährige, an einer Busstation in der Stadt Wasserflaschen und Papiertaschentücher zu verkaufen.
„Meine Mutter wurde krank, also musste ich einspringen, um zum Familieneinkommen beizutragen. Ich mache das neben der Schule“, sagt Selam.
Sie scheint alles im Griff zu haben, aber die Mitarbeiter wissen, dass es ihre Schulleistungen stark beeinträchtigt hat.
Selbst für Familien mit engagierten Vätern wie Regassa sind die wirtschaftlichen Herausforderungen unerträglich. Er hat eine achtköpfige Familie zu versorgen, doch er hat als Tagelöhner Mühe, Arbeit zu finden.

Regassas Tochter Medhanit ist dankbar, dass ihr Vater sie liebt und sich gut um die Familie kümmert. Die 17-Jährige nimmt am Compassion-Patenschaftsprogramm teil. Die Unterstützung, die sie dadurch erhält, behält sie nicht für sich, sondern teilt mit ihrer achtköpfigen Familie.
„Es gab Tage, an denen ich im Unterricht oder auf dem Heimweg vor Hunger, umgekippt bin“, erzählt sie.
Die Inflation hat die finanzielle Lage von Familien wie Regassa, Meseret und Selam weiter verschärft, sodass sie sich nicht mehr selbst versorgen können.

Die Wirtschaftskrise hält in der Region an. Stell dich an die Seite der Familien. Gemeinsam können wir das Überleben sichern!

