10.07.2020 |

„Ihr bekommt Zwillinge!“

Tiruwork und Enyews hatten den Gedanken an eigene Kinder schon lange aufgegeben. Sie lebten in so großer Armut, dass sie kaum genug für sich selbst hatten.

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Das junge Ehepaar wohnt in der Nähe einer Müllhalde der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Sie leben nicht gerne dort – aber es ist Enyews Arbeitsplatz. Ihr Zuhause ist winzig klein und besteht aus einem einzigen kleinen Zimmer, das zu einem großen Teil von einem Bett ausgefüllt wird. Bis auf einige Lichtstrahlen, die durch die mit Plastiktüten geflickten Holzwände dringen, ist das Innere des Hauses dunkel. Doch wenn man durch die rosarote Metalltür hineinschaut, sieht man das strahlende Lächeln einer Mutter, Tiruwork, und ihre beiden Zwillinge, die friedlich auf dem Bett schlafen.

So entspannt war die Stimmung in der kleinen Behausung aber nicht immer. Tiruworks Verzweiflung war riesig, als sie erfuhr, dass sie mit Zwillingen schwanger war.

Nicht genug Geld, um Kinder zu haben

Mehrere Jahre lang hatte das Paar darüber nachgedacht, ob sie Kinder haben könnten. Aber die 10 Dollar pro Monat, die Enyew mit der Suche nach Metallschrott auf der Müllkippe verdiente, schienen einfach immer zu knapp. Also warteten Tiruwork und Enyew. Mit der Zeit wurde der Kinderwunsch aber stärker als die wirtschaftlichen Überlegungen.

Als sie entdeckten, dass Tiruwork schwanger war, war die Freude riesig. Bei der Vorsorgeuntersuchung beim Arzt gab es aber eine große Überraschung: „Sie werden Zwillinge bekommen!“

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Während sie ihre Geschichte erzählt, sitzt Tiruwork auf dem Bett und schaut ihre beiden schlafenden Töchter zärtlich an. Aber sie erinnert sich noch gut an die Verzweiflung, die sie fühlte, als sie im dritten Monat schwanger war und erfuhr, dass sie nicht nur ein Baby erwartete. „Ich weinte den ganzen Weg nach Hause. Ich war wütend. Ich fragte mich, wie ich meine Kinder ernähren würde. Ganz ehrlich, ich habe sogar darüber nachgedacht, wie man abtreiben kann. Ich sah keinen Ausweg aus der Situation.“

„Meine Frau wollte die Schwangerschaft abbrechen, weil wir es uns kaum leisten konnten, ein Kind zu bekommen, geschweige denn zwei“, erzählt Enyew. „Aber in meinem Herzen habe ich geschworen, mich um die Zwillinge zu kümmern. Selbst wenn das heißen würde, dass wir sie weggeben müssten, um ihr Überleben zu sichern“.

Funken der Hoffnung

Die Nachbarn der beiden und Enyews Familie konnten das Paar schließlich überzeugen, ihre Babys zu behalten. Kurz darauf erfuhr das Ehepaar vom Mutter-Kind-Programm für schwangere Mütter und ihre Babys in einer nahegelegenen Kirche. Tiruwork wurde ins Programm aufgenommen, als sie im achten Monat schwanger war.

„Als wir erfuhren, dass die Kirche uns konkret unterstützen würde und dass unsere Kinder später sogar zur Schule gehen können, waren wir sehr erleichtert“, sagt Enyew. „Unsere Sorgen verschwanden schnell.“

„Als ich aufgenommen wurde und Beratung bekam und verstand, wie umfassend das Programm ist, bekam ich Hoffnung, und die Zweifel verstummten. Ich konnte jetzt mit Zuversicht an meine Babys denken.“

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Bald konnten Tiruwork und Enyew ihre beiden hübschen kleinen Mädchen Eyerusalem und Absalat willkommen heißen. Mitarbeitende des Mutter-Kind-Programms waren vor Ort, um ihnen zu helfen und ihnen alles vorbeizubringen, was sie für die Pflege der Zwillinge brauchten.

Auch wenn sich die finanzielle Situation des Ehepaars nicht verändert hat, machte die Hilfe durch das Programm der Partnerkirche von Compassion den Unterschied. „Ich verdiene immer noch das gleiche Geld“, sagt Enyew. „Mit meinem Einkommen hätte ich niemals all das für die Zwillinge tun können, was jetzt möglich ist. Mit Zwillingen verdoppelt sich jede Ausgabe. Wir sind für alles sehr dankbar. Zu Weihnachten erhielten wir sogar ein Geschenk, das war eine unerwartete Überraschung.“

Nicht bloß überleben, sondern wirklich leben

Enyews Arbeit auf der Mülldeponie ist extrem gefährlich. Im März 2017 kamen bei einem Erdrutsch mehr als 100 Menschen ums Leben. Enyew arbeitete ganz in der Nähe. Er überlebte.

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„Das war sehr beängstigend, aber da ich keine Wahl habe, arbeite ich weiterhin dort“, sagt Enyew. „Auch wenn es mir schwerfällt, jeden Tag dorthin zu gehen, tue ich es für meine Familie.“

Das Leben ist immer noch hart für Tiruwork und Enyew. Aber durch die Gemeinde und das Mutter-Kind-Programm sind sie voller Hoffnung für ihre Zwillinge.

„Meine Zwillinge sind ein Segen für mich. Obwohl ich keine Hoffnung hatte, als ich erfuhr, dass ich mit ihnen schwanger war, wurde ich Mutter. Und jetzt geben meine Töchter mir Hoffnung für die Zukunft“, sagt Tiruwork. „Ich habe jetzt genug, um meine Kinder zu ernähren.“

Wenn sie älter sind, werden ihre Töchter ins Patenschaftsprogramm von Compassion aufgenommen. Sie werden in Sicherheit aufwachsen, zur Schule gehen und eine Zukunft haben. Abseits der Müllkippe. Nicht bloß überleben, sondern wirklich leben.

Vielen Dank, wenn du bereits Pate eines Kindes bist! Wenn nicht, möchten wir dich dazu ermutigen, es heute zu werden. Mit deiner Patenschaft für ein Kind ermöglichst du praktische Hilfe, Förderung im Alltag und schenkst nicht zuletzt einer ganzen Familie Hoffnung.