Das spürt auch der 9-jährige Johaner: „Ich werde traurig, wenn es zu Hause nichts zu essen gibt.“ Der Junge aus Kolumbien hatte mit Untergewicht zu kämpfen. Seine Mutter, Elis, vermied es oft, ihre Kinder zur Schule zu schicken, wenn sie nichts zu essen hatten. „Manchmal, wenn ich nicht zur Schule gehen kann, weil es kein Essen gibt, mache ich mir Sorgen, dass ich das Schuljahr nicht überstehe“, erzählt Johaner.  

Kolumbien ist nur eines von vielen Ländern, die mit der weltweiten Lebensmittelkrise zu kämpfen haben. Ein Mix aus extremen Wetterbedingungen, Konflikten und wirtschaftlichen Krisen hat zu dieser schlimmen Lebensmittelkrise geführt. Lebensmittelpreise stiegen um etwa 25 Prozent. Besonders proteinhaltige Lebensmittel und Obst sind dort für viele Familien unerschwinglich.  

Auch andere Länder, in denen Compassion mit lokalen Partnerkirchen zusammenarbeitet, sind betroffen. „Wir sehen wachsende Bevölkerungsteile, die sich in einer Krise befinden und am Rande des Abgrunds stehen, wenn nicht gehandelt wird“, betont Faith Magadi. Sie arbeitet bei Compassion International als Expertin für Katastrophenhilfe und Nothilfe. 

In Haiti und Burkina Faso gelten mehr als 50 Prozent der Bevölkerung als ernährungsunsicher. Und auch in Ländern wie Indonesien, Bangladesch, Äthiopien oder den Philippinen sehen sich viele Menschen mit der Frage konfrontiert, ob und wie sie sich versorgen können. „Hunger und Unterernährung werfen einen weitreichenden Schatten auf die Entwicklung von Kindern: körperlich, kognitiv und emotional,“ betont Dr. Yona Kapere. Er ist ausgebildeter Arzt und ist bei Compassion International als Senior Manager für die Gesundheitsberatung verantwortlich. „Die Auswirkungen können auch im Leben als Erwachsener spürbar sein und das stellt Kinder vor dauerhafte Herausforderungen.“

Johaners Mutter Elis betont: „Es macht mir Angst, wenn ich nichts zu essen für meine Kinder habe. Manchmal habe ich nicht einmal Brot für meine Kinder, und das macht sie traurig.“ Sie lebt mit ihren fünf Kindern, einigen Verwandten und ihrer Großmutter in einer kleinen Holzhütte. Sie hat keinen festen Job und verdient nicht immer genug, um die Familie ausreichend zu versorgen. Sie selbst ist in Armut aufgewachsen. Ihren Traumberuf als Buchhalterin konnte sie deshalb nie erlernen, geschweige denn ausüben. Stattdessen flechtet sie die Haare von Touristen am Strand. Ihre Situation hat sich durch die Lebensmittelkrise verschärft.  

Manchmal gibt Elis‘ Mutter das Essen den Kindern, damit sie etwas zu essen haben. In anderen Fällen bittet Elis ihre Nachbarn, den Kindern etwas zu essen zu geben. Elis weiß: Wenn ihre Kinder nichts im Magen haben, wirkt sich das auf ihre Konzentration, das Lernverhalten und damit auf die schulischen Leistungen aus.  

Elis vermied es oft, ihre Kinder in die Schule zu schicken, wenn sie ihnen nichts zu essen geben konnte. Doch gerade der Schulbesuch ist eine der wichtigsten Möglichkeiten, um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen.  

Darüber hinaus sind Kinder, die nicht genug zu essen haben, häufig verhaltensauffällig, kämpfen mit Angststörungen oder Depressionen. Viele essen nur kleine Portionen, nur einmal am Tag oder sogar nur alle paar Tage und können – wenn überhaupt – nur auf nährstoffarme Lebensmittel zurückgreifen. WelthuWelthungertag 2024ngertag 2024

Wie die Compassion-Partnerkirchen reagieren 

Die lokalen Partnerkirchen von Compassion reagieren auf die akute Not der Kinder und Familien, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Lebensmittelpaketen. Eine wichtige Maßnahme, um Menschen schnell und effektiv zu unterstützen und die Auswirkungen von mangelnder Ernährung zu verringern.  

Die Compassion-Partnerkirchen wollen auch durch langfristige Maßnahmen dazu beitragen, dass Familien selbst für sich sorgen und den Kreislauf der Armut durchbrechen können. Dazu zählen Schulungen zur Einkommensgewinnung (zum Beispiel in der Landwirtschaft oder der Viehzucht) die Bereitstellung von Saatgut, Dünger oder Permakultur–Gärten.  

„Es ist ein Segen, dass meine Kinder ins Kinderzentrum der Kirche gehen. Die Mitarbeiter dort haben uns Lebensmittelpakete bereitgestellt und uns Ratschläge gegeben. Dort lernen meine Kinder auch, sich gut zu verhalten“, betont Elis, denn nicht nur ihr Sohn Johaner, sondern auch seine Brüder Angelo und Julio nehmen am Compassion-Patenschaftsprogramm der Partnerkirche teil. Johaner, der gerne Fußball mit seinen Freunden spielt, hat durch die Unterstützung wieder an Gewicht zugenommen und ist wieder gesünder.  

Zu sehen, wie ihr Sohn wieder stärker wird, gibt Elis Zuversicht. Sie weiß: Dort sind Menschen, die sie auch in schwierigsten Umständen unterstützen werden. Und das spüren auch ihre Nachbarn und die Menschen aus dem Ort: Die Kirche vor Ort wird für viele Menschen in der Nachbarschaft zu einem Ort der Hoffnung.  Welthungertag 2024