22.05.2017 |

Kolumbien: Mein bester Freund

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„Mein Großvater Mateo ist der beste Mensch, den ich kenne. Obwohl er keine höhere Bildung haben konnte, hat er mich immer wieder motiviert zu lernen, niemals aufzugeben und an meine Träume zu glauben.“ Man spürt die Liebe und Wärme, wenn der 18-jährige Francisco über seinen Großvater spricht. Dabei ist der 84-jährige Mateo gar nicht sein Großvater, sondern sein Urgroßvater.

Jede Nacht spannt Francisco zum Schlafen seine Hängematte auf, in dem heruntergekommenen Parkplatz, in dem Mateo die Autos bewacht. Dieses ist der Arbeitsplatz der beiden, und ihr Zuhause. Morgens, wenn Francisco aufwacht, löst er den Großvater ab, damit dieser einige Stunden schlafen kann. Seit seinem vierten Lebensjahr lebt er bei Mateo, in der Großstadt Cartagena an der Karibikküste. „Meine Mutter hatte mich verlassen. Aber ich verstehe, dass sie es tun musste. Denn sie war allein und konnte nicht für drei Kinder sorgen.“ Francisco hat heute eine gute Beziehung zu ihr. „Ich möchte ihr helfen, wenn ich etwas Geld verdiene.“ Ebenso wie seinem Vater, der vor einiger Zeit aus dem Gefängnis entlassen wurde. „Manchmal kommt er zum Parkplatz, um mit mir zu reden. Dann verbringen wir Zeit miteinander.“

Die Chancen, dass Francisco einmal ein anderes Leben führen kann, stehen gut. Seit seiner Kindheit ist er Patenkind in einem Compassion-Kinderzentrum. Nach der Oberschule konnte er eine technische Ausbildung machen. Jetzt bereitet er sich auf die Universität vor: er möchte einmal Systemingenieur werden. Im Kinderzentrum ist er Teil einer Gruppe erwachsener Patenkinder, die sich dort um die jüngeren Kinder kümmern. „Er hilft uns mit dem Alphabet und bei den Hausaufgaben“, freut sich die 12-jährige Laura.

„Wenn er etwas braucht, bitte ich Gott“

Meistens lächelt Francisco, obwohl es oft wenig für ihn zu lachen gab. Dabei lief erst alles normal in seiner Familie. Doch als der Vater begann Drogen zu nehmen und kriminell wurde, zerbrach alles. Als Francisco vier war, kam sein Vater ins Gefängnis. Seine Mutter ging mit den beiden Geschwistern fort. Schließlich zogen Urgroßvater Mateo und er auf den Parkplatz. Seither ist Mateo die einzige Familie, die er kennt.

Für Mateo war es nicht immer einfach, für seinen Urenkel zu sorgen. „Ich arbeite auf dem Parkplatz. Manchmal kommen ein paar Autos und machmal gibt es nur eins“, erzählt Mateo. „Aber wenn Francisco etwas braucht, bitte ich Gott und er hilft mir, es meinem Kind zu geben.“ So war es, als er ihn zur Grundschule und zur Mittelschule anmeldete, so war es später in der Berufsschule. Wenn Mateo das Geld fehlte, half das Kinderzentrum, zum Beispiel mit den Fahrtkosten. „Die Lehrer gratulierten ihm und mir für seine guten Leistungen“, lächelt der alte Mann stolz über Francisco. „Ich tue alles für ihn, aber ich weiß auch, dass er die Unterstützung des Kinderzentrums hat.“

Lina Marcela Alarcón, Compassion Kolumbien