Kinder in Armut

Vier wichtige Fragen und Antworten

Kein Kind sollte in Armut leben. Doch für Hunderte Millionen Kinder ist das die bittere Realität. Extreme Armut beeinflusst jeden Bereich des Lebens und raubt Kindern die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu entdecken, zu entwickeln und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Kinder, die in Armut aufwachsen, spüren die Auswirkungen oft auch im Erwachsenenalter. Doch was bedeutet eigentlich Armut und welchen Einfluss hat das auf Menschen?   

Was ist Armut?

Armut zu beschreiben oder zu messen, ist gar nicht so einfach. Bei der Suche nach einer Definition sind Beschreibungen wie extreme Armut oder absolute Armut zu finden. Was versteckt sich hinter diesen Begrifflichkeiten? 

Laut Weltbank-Definition wird als extreme Armut definiert, wer mit weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag und pro Kopf auskommen muss.[1] Die Grundbedürfnisse des Lebens damit zu decken, ist eigentlich nicht möglich. Absolute Armut beschreibt diesen Zustand: Menschen können sich ihre wirtschaftlichen und sozialen Grundbedürfnisse nicht leisten. [2]

Armut bedeutet jedoch mehr als kein Geld zu haben. Sie kann von Land zu Land, von Familie zu Familie unterschiedlich aussehen und sich auf alle Lebensbereiche auswirken. Oft fehlt der Zugang zu lebensnotwendigen Grundbedürfnissen. Sauberes Wasser, medizinische Versorgung oder Bildung werden zum Luxusgut. Gesellschaftliche Teilhabe rückt in weite Ferne. Vor der Covid-19-Pandemie lebten laut einem UN-Bericht 689 Millionen Menschen in extremer Armut. Aufgrund der Auswirkungen der Pandemie schätzen Experten, dass etwa weitere 119-124 Millionen Menschen in die Armut getrieben werden könnten. [3]

Die afrikanischen Länder südlich der Sahara sind laut Weltbank die Region mit der größten Konzentration von extremer Armut. Fast 40 % der Bevölkerung haben dort weniger als 1,90 US-Dollar zum Leben. Armut endet jedoch nicht bei 1,90 US-Dollar. Deshalb verwendet die Weltbank zwei weitere Armutsgrenzen: 3,25 US-Dollar und 5,50 US-Dollar. Laut ihren Angaben lebt etwa ein Viertel der Weltbevölkerung mit weniger als 3,25 US-Dollar und etwa die Hälfte mit weniger als 5,50 US-Dollar.[4] 

Vor allem Kinder treffen die Auswirkungen der Armut besonders hart. Etwa 356 Millionen Kinder leben laut UNICEF mit weniger als 1,90 US-Dollar. Das raubt ihnen ihre grundlegenden Rechte: zu spielen, zu lernen und sich zu entwickeln. Nimmt man die zweite Armutsgrenze der Weltbank von 3,20 US-Dollar pro Tag und Person, leben sogar 841 Millionen Jungen und Mädchen in Armut – etwa 41,5 % der Kinder weltweit.[5] 

Die Folgen von Kinderarmut sind im Erwachsenenalter deutlich spürbar. Denn sie wirkt sich häufig auf die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern aus und verhindert eine altersgerechte Entwicklung.[6]

Als Erwachsene haben sie zum Beispiel schlechtere Berufschancen, weil sie die Schule nicht beendet haben oder gar nicht zur Schule gehen konnten, weil Eltern sich das Schuldgeld nicht leisten konnten.

Trotz seiner Schönheit und Pflanzen- und Tiervielfalt hat Brasilien mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Soziale Ungerechtigkeit ist ein großes Thema. Viele Brasilianerinnen und Brasilianer mit afrikanischen Wurzeln werden diskriminiert. Über 40 % von ihnen leben in Armut. Für viele indigene Volksgruppen ist zum Beispiel die Abholzung des Amazonasgebiets eine ernste Bedrohung. In den Städten hingegen sind Bandenprobleme weit verbreitet. Drogenhandel und andere Formen organisierter Kriminalität sind dort allgegenwärtig. Viele Kinder, die dort in extremer Armut aufwachsen, wohnen in abgelegenen und schwer zugänglichen Orten. Der Zugang zu medizinsicher Versorgung ist meist schwierig und die Gefahr von Unterernährung oder Hautinfektionen sind hoch.

Warum müssen Menschen in Armut leben?

Es gibt zahlreiche Ursachen, warum Menschen in Armut leben müssen. Oft sind gesellschaftliche Strukturen, politische Systeme oder situationsbedingte Gegebenheiten in der Region ausschlaggebend.

Soziale Ungerechtigkeit und Diskriminierung führen dazu, dass der Zugang zu guten Jobs, menschenunwürdigen Wohnverhältnissen oder zu Bildung erschwert sind. Etwa 258 Millionen Kinder und Jugendliche besuchen laut UNESCO keine Schule, zum Beispiel weil die Eltern das Schuldgeld oder das Schulmaterial nicht finanzieren können.[7] Mädchen und Jungen wird damit die Chance auf Bildung genommen, obwohl jeder das Recht auf Bildung hat, denn Bildung gibt Menschen die Möglichkeit, den Kreislauf der Armut zu durchbrechen.

Auch Konflikte wie in der Ukraine oder der Klimawandel treiben Menschen in die Armut.[8] Nach Angaben der Weltbank werden bis zu 132 Millionen weitere Menschen durch extreme Wetterbedingungen von Armut betroffen sein.[9]

Der fehlende Zugang zu ausgewogener Ernährung, weil beispielsweise Lebensmittel einfach zu teuer sind, zählt zu den Hauptursachen. Obwohl Hunger eine Folge von Armut ist, kann sie genauso als Verursacher gelten. Wenn eine Person sich nicht ausgewogen ernähren kann, fehlt die Kraft für die tägliche Arbeit oder die Konzentration in der Schule. Etwa 2 Milliarden Menschen haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation der UN keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.[10] Verunreinigtes Wasser kann schnell Krankheiten verursachen. Eine medizinische Versorgung bleibt für viele unerreichbar, weil der Arztbesuch, Medikamente oder die Transportkosten zu teuer sind, weil keine gute Infrastruktur vorhanden ist.   

Die kreativen Workshops von Arthelps sind eine echte Bereicherung für die Kinder und Jugendlichen aus dem Compassion-Kinderzentrum. Die Mädchen und Jungen haben unterschiedliche Kunsttechniken kennengelernt und konnten herumexperimentieren. An einem Tag sammelten sie zum Beispiel Pflanzen, bemalten sie mit Farbe und nutzen sie als Stempel. Daraus entstanden viele schöne und bunte Bilder. 

Viele Kinder sind neugierig, haben Freude daran, neue Dinge auszuprobieren und zu entdecken. Durch den Workshop hatten sie die Chance, sich auf andere Art und Weise auszudrücken und konnten lernen, ihre Träume nicht nur in Worten zu formulieren.

alt="Kinder spielen auf einem Klettergerüst im Kinderzentrum Compassion Deutschland"

Welche Auswirkungen hat Armut auf Kinder?

Armut bekommen Kinder oft schon im Mutterleib zu spüren: ein zu niedriges Geburtsgewicht, Totgeburten oder Entwicklungsverzögerungen sind schwerwiegende Folgen, wenn Frauen in der Schwangerschaft von Mangelernährung betroffen sind.[11]

Mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, so UNICEF, haben Kinder mit einer Verzögerung ihrer kognitiven, sozialen und emotionalen Entwicklung zu kämpfen, wenn sie zwischen ihrer Geburt und dem 8. Lebensjahr aufgrund von Armut einen Mangel, zum Beispiel Hunger erlebt haben.
[12] Je größer der Entwicklungsrückstand eines Kindes ist, desto schwieriger wird es, diese Lücken aufzuholen. Das kann Auswirkungen auf das Leben als Erwachsener haben.

Soziale Ungerechtigkeit im Hinblick auf Einkommen, Geschlecht oder Herkunft raubt Kindern häufig das Recht auf Bildung. Eltern können das Schulgeld nicht bezahlen oder der Schulweg ist für die Kinder zu weit oder zu gefährlich. Kinder in Armut, die eine Schule besuchen, haben es oft schwieriger, sich altersgerecht zu entwickeln, als Kinder, die in guten Verhältnissen aufwachsen. Denn auch Wohnverhältnisse, der Zugang zu medizinischer Versorgung oder schlechte Ernährung beeinträchtigen die körperliche und kognitive Entwicklung eines Kindes.  

Unverhältnismäßig oft sind Kinder in Armut von Vernachlässigung und sozialer Benachteiligung betroffen. Sie fühlen sich seltener wertgeschätzt und geliebt oder hören Botschaften wie „Das kannst du nicht“. Kriminalität, Gewalt und Ausbeutung durch zum Beispiel Kinderarbeit oder Kinderhandel sind Gefahren, denen Jungen und Mädchen ausgesetzt sind. Der Druck, unter dem die Kinder stehen, führt häufig zu physischen und psychischen Problemen.   

Was können wir tun, um Armut zu stoppen?

Armut hat die Macht, Kindern die Hoffnung auf ein besseres Leben zu nehmen, aber Armut hat nicht das letzte Wort. Unser Entwicklungsprogramm ist darauf ausgerichtet, Mädchen und Jungen ganzheitlich zu fördern: physisch, emotional und sozial. In den Compassion-Kinderzentren werden sie dabei unterstützt, zu Persönlichkeiten heranzuwachsen, die ihr Leben selbstbestimmt gestalten. Unser Weg sind 1-zu-1-Patenschaften, bei denen wir jedes Kind mit einer Patin oder einem Paten verbinden und dann den Kontakt zueinander fördern. Das geschieht durch Briefe und Besuche.   

Compassion arbeitet ausschließlich mit lokalen Kirchen und Gemeinden zusammen. Die Compassion-Kinderzentren werden ausschließlich von einheimischen Mitarbeitern geleitet. Sie kennen die Bedingungen des Landes und die Bedürfnisse der Kinder und Familien am besten. Mit deiner 1-zu-1-Patenschaft trägst du nicht nur dazu bei, der aktuellen Not von Kindern in Armut zu begegnen. Dein monatlicher Patenschaftsbeitrag schenkt einem Kind die Chance, auf ein Leben ohne Armut.  

Quellen

[1] The World Bank, Understanding Poverty Overview, in: worldbank.org,  https://openknowledge.worldbank.org/bitstream/handle/10986/34496/9781464816024.pdf, letzter Zugriff: 22.08.2022.

[2] Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Armut, in: bmz.de, https://www.bmz.de/de/service/lexikon/armut-14038#:~:text=Als%20absolute%20Armut%20ist%20dabei,sozialen%20Grundbed%C3%BCrfnisse%20nicht%20leisten%20kann, letzter Zugriff; 22.08.2022.

[3] Vereinte Nationen, Ziele für nachhaltige Entwicklung Bericht 2021, in: un.org, Juni 2021, https://www.un.org/depts/german/millennium/SDG%20Bericht%202021.pdf, letzter Zugriff: 22.08.2022.

[4] The World Bank, Poverty and Shared Prosperity 2020 – Reversals of fortune, in: worldbank.org, 2021, https://openknowledge.worldbank.org/bitstream/handle/10986/34496/9781464816024.pdf, letzter Zugriff: 22.08.2022.

[5] The World Bank / UNICEF, The Impact of Covid-1 on the welfare of househods with children, in: UNICEF.org, 2021, https://www.UNICEF.org/media/117301/file/The%20Impact%20of%20COVID-19%20on%20the%20welfare%20of%20households%20with%20children.pdf, letzter Zugriff: 22.08.2022.

[6] UNICEF, UNICEF’s Commitment to Ending Child Poverty and Achieving the SDGs: Measurement, Advocacy and Evidence Based Policies, in: unicef.org, Juni 2022, https://www.UNICEF.org/media/123281/file/UNICEF%E2%80%99s%20Commitment%20to%20Ending%20Child%20Poverty%20and%20Achieving%20the%20SDGs.pdf letzter Zugriff: 22.08.2022.

[7] UNESCO, The right to education, in: unesco.org, https://www.unesco.org/en/education/right-education, letzter Zugriff: 22.08.2022.

[8] GSDRC, The impact of conflict on poverty, in: gsdrc.org, July 2014, https://gsdrc.org/publications/the-impact-of-conflict-on-poverty/#:~:text=Violent%20conflict%20contributes%20to%20poverty,and%20increased%20unemployment%20and%20inflation, letzter Zugriff: 22.08.2022.

[9] The World Bank, What You Need to Know About Country Climate and Development Reports, in: worldbank.org, Juli 2022, https://www.worldbank.org/en/news/feature/2022/07/13/what-you-need-to-know-about-country-climate-and-development-reports, letzter Zugriff: 22.08.2022.

[10] World Health Organization, Drinking Water, in: who.int, März 2022, https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/drinking-water, letzter Zugriff: 22.08.2022.

[11] UNICEF, Maternal Nutrion – Preventing malnutrition in pregnant and breastfeeding women., in: unicef.org, https://www.unicef.org/nutrition/maternal , letzter Zugriff: 22.08.2022

[12] UNICEF, Early childhood development in emergencies, in: UNICEF.org, https://www.UNICEF.org/early-childhood-development-emergencies, letzter Zugriff: 22.08.2022.

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