Welternährungstag 2022

Eine unmögliche Entscheidung: Lebensmittel oder medizinische Versorgung?

Chandradevi liegt zusammengekrümmt da, ihre Hände umklammern ihren Bauch. Ihre Augen hat sie geschlossen, die Lippen fest zusammengekniffen. Die Schmerzen fühlen sich wie Stiche in ihrem Bauch an. Rajan sieht seiner Frau hilflos zu. Er legt ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. Das ist alles, was er tun kann. Er hofft, dass die Schmerzen seiner Frau schnell vorübergehen.  

Rajan lebt mit seiner Frau und seinem 11-jährigen Sohn Akshan in Sri Lanka. Er arbeitet als Mauerer. Seit der Wirtschaftskrise im Land verdient er sehr viel weniger. Nun ist er gezwungen, jeden Tag neu zu entscheiden: Kauft er Lebensmittel für seinen 11-jährigen Sohn Akshan, der am Compassion-Patenschaftsprogramm teilnimmt, oder finanziert er die medizinische Versorgung seiner Frau Chandradevi, die chronisch krank ist? 

Was geschieht in Sri Lanka?

Sri Lanka hat mit einer enormen Wirtschaftskrise zu kämpfen. Das hat zu einer Rekordinflation von 90 % bei Lebensmitteln geführt.1 Grundnahrungsmittel wie Reis und Milch sind für Millionen Menschen unerschwinglich geworden.  

„Jeden Monat hören wir, dass die Preise wieder steigen“, erzählt Odessa, eine Mitarbeiterin von Compassion Sri Lanka. „Die Krise stellt bereits Familien aus der Mittelschicht mit einem festen monatlichen Einkommen vor große Herausforderungen. Wir können uns nur vorstellen, was das für eine Familie in Armut bedeutet, die bereits vor der Krise kein festes Einkommen hatte.“ 

Die steigenden Lebensmittelpreise haben verheerende Folgen: Laut UNICEF geben rund 70 % der Haushalte in Sri Lanka an, weniger Lebensmittel zu verzehren.2 Viele Menschen müssen mit ein bis zwei Mahlzeiten am Tag auskommen.

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Akuter Hunger nimmt zu

Jeden Tag müssen Chandradevi und Rajan schwierige Entscheidungen treffen. „Wenn ich an einem Tag etwas zu essen kaufe und noch etwas anderes, bleibt kein Geld für andere Dinge übrig“, erzählt Rajan. „Den nächsten Tag muss ich zum Beispiel Zahnpasta kaufen, aber dann haben wir kein Geld für Lebensmittel.“ 

Erschwerend kommt für die Familie hinzu, dass Rajans Frau chronisch krank ist. Aufgrund der starken Schmerzen benötigt sie Medikamente und kann nicht arbeiten. Lebensmittel und Medikamente – beides kann sich die Familie nicht leisten.  

„Die Schmerzen sind manchmal so schlimm. Es ist schwierig zu beschreiben“, erklärt Chandradevi. „Es fühlt sich an wie Messerstiche.“ 

Gemeinsam Familien in Not unterstützen 

Ihr 11-jähriger Sohn Akshan ist Teil des Compassion-Patenschaftsprogramm. Das Compassion-Kinderzentrum hat Akshans Familie während der Pandemie und auch in der jetzigen Krise mit Lebensmittelpaketen unterstützt. Für Akshans Eltern ist es eine große Entlastung zu wissen, dass sie von unterstützt werden. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Compassion kann ich jederzeit ansprechen. Sie stehen uns immer zur Seite“, sagt Chandradevi. „Ich bin am Leben, weil Compassion für uns da ist.“ 

Das Ausmaß der weltweiten Lebensmittelkrise ist enorm. Die Unterstützung, die die Kinder und Familien in diesen unruhigen Zeiten brauchen, geht weit über den monatlichen Patenschaftsbeitrag hinaus. Mit einer Spende an den Lebensmittel-Fonds können wir gemeinsam ermöglichen, dass Eltern wie Rajan und Chandradevi ihre Kinder versorgen können. 

Bericht und Fotos: Odessa, Compassion Sri Lanka

Quellen

1 World Food Programm. Sri Lanka: Rising prices reduce access to food for millions, in: wfp.org, https://www.wfp.org/stories/sri-lanka-rising-prices-reduce-access-food-millions#:~:text=Sri%20Lanka%20is%20grappling%20with,soared%20156%20percent%20since%202018, letzter Zugriff: 13.10.2022

2 UNICEF. UNICEF appeals for US$25 million to meet the urgent needs of 1,7 million children affected by eeconomic crisis in Sri Lanka, in: unicef.org, https://www.unicef.org/rosa/press-releases/unicef-appeals-us25-million-meet-urgent-needs-17-million-children-affected-economic, letzter Zugriff: 13.10.2022 

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