Armut und Bildung

Vier wichtige Fragen und Antworten

Familien in Armut sehen oft keine andere Chance, als ihre eigenen Kinder arbeiten zu lassen. Das Geld reicht sonst nicht, um die ganze Familie zu versorgen. Und selbst dann ist es meist ein Leben von der Hand in den Mund. Viele Eltern würden ihren Kindern gerne den Schulbesuch ermöglichen. Sie wissen: Bildung ist der beste Weg aus der Armut.

Warum ist Bildung so wichtig?

Alle haben das Recht auf Bildung. Das steht seit 1948 im Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.1 Geschlecht, Herkunft oder Religionszugehörigkeit dürfen niemandem den Weg zur Schule oder anderen Bildungsangeboten versperren. Denn Bildung fördert die persönliche Entwicklung. Gerade in den ersten acht Lebensjahren entwickelt sich das Gehirn auf besondere Weise. In dieser Phase wird die Grundlage für eine gute körperliche, kognitive, soziale und emotionale Entwicklung gelegt. Kinder, die zur Schule gehen, haben eine bessere Perspektive für die Zukunft und die Chance auf ein Leben ohne Armut.2  

Der Erwerb von Fähigkeiten und Wissen schärft das eigene Verständnis darüber, welche Grund- und Menschenrechte einem jeden Einzelnen zustehen. Das ermöglicht die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Nachhaltiges Wirtschaftswachstum oder die Weitergabe von Kultur und Sprachen an die nächste Generation wirken sich positiv auf die Entwicklung der ganzen Gesellschaft aus.3 

Extreme Armut verhindert das. Eltern, die ein so niedriges Einkommen erwirtschaften, dass es kaum zum Überleben reicht, haben nicht die finanziellen Mittel, die Schulkosten zu bezahlen, auch wenn sie es gerne würden. Dadurch setzt sich Armut oft in der nächsten Generation fort.

Wie viele Menschen haben keinen Zugang zu Bildung?

Lesen und schreiben sind die Grundvoraussetzungen, um am beruflichen, gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen. Besonders in der Grundschule werden Kindern diese wichtigen Kompetenzen wie lesen und schreiben vermittelt. In Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen wiesen vor der Pandemie jedoch sechs von zehn Kindern im Alter bis zu zehn Jahren eine mangelnde Lesekompetenz auf.4 Weltweit können laut UNESCO etwa 771 Millionen Menschen und rund 250 Millionen Kinder nicht richtig lesen und schreiben.5

Für viele Kinder, die zur Schule gehen, ist das eine lästige Pflicht. Für Millionen Mädchen und Jungen in Armut würde sich mit dem Schulbesuch neue Möglichkeiten eröffnen: eine echte Chance, den Kreislauf der Armut zu durchbrechen. Nach UNESCO-Angaben gehen weltweit rund 244 Millionen Kinder im Alter von sechs bis achtzehn Jahren nicht zur Schule. Das ist meist auf soziale, wirtschaftliche oder kulturelle Faktoren zurückzuführen. In afrikanischen Ländern südlich der Sahara betrifft das etwa 98 Millionen Kinder und Jugendliche, in Zentral- und Südasien etwa 85 Millionen Mädchen und Jungen.6

Rund 64 Millionen Kinder im Grundschulalter besuchen laut UNICEF keine Schule. Die meisten von ihnen leben in extremer Armut.7 Wenn Kinder bereits im Grundschulalter nicht die Schule besuchen können, rückt die Hoffnung auf ein besseres Leben in weite Ferne. Lesen, schreiben und rechnen legen den Grundstein für ein selbstbestimmtes Leben. Kinder, die bis zum zehnten Lebensjahr noch nicht lesen können, werden es laut Weltbank auch im späteren Leben meist nicht mehr lernen.8 

alt="Bildung ist der beste Weg aus der Armut."

Warum gehen Kinder und Jugendliche nicht zur Schule? 

In einigen afrikanischen und südasiatischen Ländern sowie im Nahen Osten besteht noch keine Gleichberechtigung zwischen Mädchen und Jungen.9  Rund 32 Millionen Mädchen im Grundschulalter gehen nach UNICEF-Schätzungen nicht zur Schule.10 In vielen Familien werden oft Jungen in die Schule geschickt, wenn die Schulkosten nur für ein Kind aufgebracht werden können.11  

Die Gründe, warum Mädchen nicht am Unterricht teilnehmen, sind vielfältig. Einige Mädchen werden früh verheiratet, erleben häusliche Gewalt oder sind in Regionen zu Hause, die von gewaltvollen Konflikten geprägt sind. Viele fühlen sich in der Schule nicht sicher, weil sie oft nicht den Bedürfnissen der Mädchen gerecht werden, zum Beispiel durch fehlende Hygiene- und Sanitätsstandards.  

Da die Auswirkungen und die Ursachen von Armut eng miteinander verknüpft sind, sind auch Hunger und Bildung miteinander verflochten. Mangelernährung und Hunger beeinträchtigen die Lernfähigkeit von Kindern, weil dem Körper wichtige Nährstoffe fehlen.12 Dieser Mangel kann zum Beispiel die kognitive Entwicklung von Kindern verzögern oder zur Konzentrationsschwäche führen. Kinder brechen dann möglicherweise die Schule ab und werden zur Kinderarbeit gedrängt. Die Folgen werden sie auch im Erwachsenenalter spüren.  

Schulgebühren oder die Kosten für Schulmaterial oder -uniformen sind für Familien in extremer Armut häufig ein Grund, ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken. Oft werden Kinder von Lehrkräften wieder nach Hause geschickt, wenn Eltern das Schuldgeld nicht bezahlen. Kinder verpassen den Unterricht, Lernlücken werden größer und das kann nur schwer wieder aufgeholt werden. Öffentliche Schulen sind meist kostenlos. Aber für arme Familien sind bereits die Kosten für Bücher, Stifte oder Hefte in finanzielle unerschwinglich. 

 

Auswirkungen der Pandemie 

Schulschließungen durch die Covid-19-Pandemie haben die Situation nur weiter verschlimmert. Nach UN-Schätzungen haben rund 147 Millionen Kinder fast zwei Jahre keinen Unterricht in der Schule gehabt.13

Homeschooling und Unterricht über den PC, TV oder Radio standen nicht allen Kindern und Jugendlichen gleichermaßen zur Verfügung. Vor allem bei Kindern aus extremer Armut führte das zu großen Lernlücken.  

Da viele Eltern auch ihre Jobs verloren haben, mussten Kinder helfen, Geld zu verdienen. Dadurch steigt nun die Gefahr, dass viele Kinder nicht zur Schule zurückkehren. Nach UNESCO-Schätzungen könnte das rund 24 Millionen Kinder und Jugendliche vom Grundschulalter bis hin zur Universität betreffen – vor allem Schülerinnen und Schüler in Süd- und Westasien sowie in Ländern südlich der Sahara.14   

Was wir tun, um Kindern Zugang zu Bildung zu ermöglichen?

Bildung ist einer der besten Wege, um den Kreislauf extremer Armut zu durchbrechen. In der Schule können Kinder wichtige Grundlagen wie lesen, schreiben und rechnen lernen. Das erhöht die Chance auf ein Leben ohne Armut.

Um Kindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, begegnet Compassion durch 1-zu-1-Patenschaften der Not von Kindern. Mit einem monatlichen Patenschaftsbeitrag von 30 Euro unterstützt ein Pate oder eine Patin ein Kind in Afrika, Asien oder Lateinamerika. Der Patenschaftsbetrag stellt sicher, dass ein Kind zur Schule gehen kann. Im Compassion-Kinderzentrum werden die Kinder und Jugendliche durch Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung unterstützt wird und bekommen Schulbücher, Stifte oder Schuluniformen zur Verfügung gestellt.

Alle Kinder, die am 1-zu-1-Patenschaftsprogramm von Compassion teilnehmen, werden individuell und altersgerecht gefördert und auch bei der Lebensplanung durch berufsfördernde Kurse begleitet.

Quellen

1 United Nations, Allgemeinde Erklärung der Menschenrechte, in: un.org,  https://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf, letzter Zugriff: 12.09.2022
2 UNESCO, Why is early childhood care and education so important?, in: unesco.org, https://www.unesco.org/en/education/early-childhood/need-know, letzter Zugriff: 12.09.2022
3 UNESCO, Right to education handbook, in: unesco.org, https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000366556, letzter Zugriff: 12.09.2022
4 UNICEF, The State of Global Learning Poverty: 2022 Update, in: unicef.org, https://www.unicef.org/media/122921/file/State of Learning Poverty 2022.pdf, letzter Zugriff: 12.09.2022
5 UNESCO, What ist he global situation in relation to literacy?, in: unesco.org, https://www.unesco.org/en/education/literacy/need-know, letzter Zugriff: 12.09.2022
6 UNESCO, 244M children won’t start the new school year, in: unesco.org, https://www.unesco.org/en/articles/244m-children-wont-start-new-school-year-unesco?hub=701, letzter Zugriff: 12.09.2022
7 UNICEF, Primary eduction, in: unicef.org, https://data.unicef.org/topic/education/primary-education/, letzter Zugriff: 12.09.2022
8 The World Bank, What is Learning Poverty?, in: worldbank.org, https://www.worldbank.org/en/topic/education/brief/what-is-learning-poverty, letzter Zugriff: 12.09.2022
9 UNICEF, Gender and education, in: unicef.org, https://data.unicef.org/topic/gender/gender-disparities-in-education/, letzter Zugriff: 12.09.2022
10 UNICEF, Girl’s education, in: unicef.org, https://www.unicef.org/education/girls-education, letzter Zugriff: 12.09.2022
11 Compassion, How Poverty Affects Education, in: compassion.com, https://www.compassion.com/poverty/poverty-and-education.htm, letzter Zugriff: 12.09.2022
12 Food and Agricultur Organization of the United Nations, The Right to Adequate Food, in: fao.org, https://www.fao.org/3/b358e/b358e.pdf, letzter Zugriff: 12.09.2022
13 United Nations, Ensure inclusive and equitable education and promote lifelong learning opportunities for all, in: un.org, https://unstats.un.org/sdgs/report/2022/Goal-04/, letzter Zugriff: 12.09.2022
14 UNESCO, UNESCO COVID-10 education response: how many students are at risk of not returning to school? Advocacy paper, in: unesco.org, https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000373992, letzter Zugriff: 12.09.2022

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