Die Kirche ist mein Zuhause

Wie die Kirche Marjories Leben bereichert 

Die Kirche ist mein Zuhause

Wie die Kirche Marjories Leben bereichert 

„Als Kind lief ich allein durch die schmutzigen Straßen und suchte nach Abwechslung und Beschäftigung. Ich war erst sechs Jahre alt und spielte allein mit Holzstöcken, Plastik oder mit Pflanzen, die auf trockenem und staubigem Boden wuchsen. Viele Leute gingen an mir vorbei. Manche sahen mich und lächelten mich an. Andere gingen an mir vorbei, ohne mich anzulächeln. Ich hatte keine Angst, aber ich war nicht gerne allein. Ich lief weiter in meinen kaputten und staubigen Schuhen.  

Stundenlang wartete ich in der prallen Sonne auf meine Mutter. Ich bin oft auf der Straße eingeschlafen, während ich gewartet habe. Manchmal kam sie, um mich zu holen. Die meiste Zeit war es mein Vater, der mich spät am Abend nach der Arbeit suchte und mich nach Hause brachte.  

„Als Kind lief ich allein durch die schmutzigen Straßen und suchte nach Abwechslung und Beschäftigung. Ich war erst sechs Jahre alt und spielte allein mit Holzstöcken, Plastik oder mit Pflanzen, die auf trockenem und staubigem Boden wuchsen. Viele Leute gingen an mir vorbei. Manche sahen mich und lächelten mich an. Andere gingen an mir vorbei, ohne mich anzulächeln. Ich hatte keine Angst, aber ich war nicht gerne allein. Ich lief weiter in meinen kaputten und staubigen Schuhen.  

Stundenlang wartete ich in der prallen Sonne auf meine Mutter. Ich bin oft auf der Straße eingeschlafen, während ich gewartet habe. Manchmal kam sie, um mich zu holen. Die meiste Zeit war es mein Vater, der mich spät am Abend nach der Arbeit suchte und mich nach Hause brachte.  

Meine Mutter war kaum zu Hause 

Ich erinnere mich genau an die Tage, an denen mein Vater früh zur Arbeit fuhr. Er ist 76 Jahre alt, aber arbeitet noch immer sehr hart.  

Eines morgens hörte ich, wie er das Essen vorbereitete und gleich loswollte. Ich saß auf meinem Bett und sah ihm zu. Neben mir lag meine Mutter, die noch am Schlafen war. Auch mein kleiner Bruder lag neben uns im Bett. Als mein Vater ging, verabschiedete er sich mit einem Kuss auf meine Stirn, umarmte mich und sagte: ‚Marjorie, benimm dich gut, iss das Essen, das ich vorbereitet habe und verlass das Haus nicht.‘ 

Ich legte mich sofort wieder hin und schlief wieder ein. 

Ein paar Stunden später hörte ich meinen 2-jährigen Bruder Bolivar laut weinen. Meine Mutter schlief noch. Ich stand auf und nahm meinen Bruder auf den Arm, um ihn zu beruhigen. Auf dem Tisch hatte mein Vater einen Becher Milch stehen gelassen. Die Milch war nicht mehr warm, aber ich gab sie meinem Bruder trotzdem, damit er aufhörte zu weinen.  

Meine Mutter wachte irgendwann auf und verließ das Haus. Schon wieder war ich mit meinem Bruder allein. Die Stunden vergingen und ich spielte mit ihm, bis er wieder einschlief. Dann verließ ich das Haus, um durch die Straßen zu laufen. Ich hatte Hunger und die Sonne brannte im Gesicht.  

Während ich herumlief, sah ich Kinder aus einem großen Haus kommen – daran erinnere ich mich gut. Sie hatten alle das Gleiche an und hatten alle einen Rucksack auf. Ich hielt an und beobachtete sie, während ihre Eltern eintrafen, ihre Kinder begrüßten und gemeinsam Hand in Hand davongingen. 

Es machte mich traurig, weil ich niemanden hatte, der mit mir Hand in Hand die Straße entlanglief.  

Die Tage vergingen und jeden Tag war meine Mutter seltener zu Hause – manchmal kam sie nur zum Schlafen, manchmal kam sie gar nicht mehr. Auch wenn mein Vater sich um uns kümmerte, musste er arbeiten, um uns versorgen zu können.  

Nach und nach zog sich meine Mutter zurück. Ich verstand nicht, warum sie das tat. Aber ich hörte auf meinen Vater, der mir sagte: ‚Kümmere dich um deinen Bruder und gib ihm zu essen.‘ 

Ein Tag, der vieles veränderte  

Eines Morgens kam meine Mutter nach Hause zurück. Sie war anders und sah auch anders aus als sonst. Meine Mutter nahm meine Hand, wir verließen das Haus und liefen durch die Straßen. Ich sah, wie uns eine Frau beobachtete und auf meine Mutter zuging. Sie begannen sich zu unterhalten. Wir folgten der Frau zu einer Kirche. Dort bekamen wir etwas zu essen. Es stellte sich heraus, dass es die Frau des Pastors war. Sie gab mir auch etwas zum Malen, während sie mit meiner Mutter sprach. 

Einige Minuten später sagte meine Mutter: ‚Kann meine Tochter für eine Stunde hierbleiben? Ich muss etwas erledigen, aber ich werde wiederkommen.‘ Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sagte die Frau des Pastors: ‚Natürlich. Wir kümmern uns um Marjorie.‘  

Einige Stunden vergingen und es wurde langsam dunkel. Meine Mutter kam nicht zurück. Der Pastor und seine Frau machten sich Sorgen. Ich weinte nicht, weil ich es gewohnt war, allein zu sein. Sie versuchten mich abzulenken, mich mit Spielen und Liedern zu beruhigen. Irgendwann später brachten die beiden mich zurück zu mir nach Hause. Sie machten sich Sorgen um meine Mutter.  

Als wir bei mir zu Hause ankamen, waren zwar mein Vater und mein Bruder dort, meine Mutter aber nicht. Mein Vater setzte meinen Bruder zu mir und gab uns beiden ein Glas Milch und begann mit dem Pastorenehepaar zu sprechen.  

Ich war zu jung, um zu verstehen, was passierte. Ich hörte meinem Vater trotzdem zu und realisierte, dass meine Mutter drogenabhängig war. 

Einige Tage später begann mein Vater, meinen Bruder und mich zur Kirche zu bringen. Dort waren viele andere Kinder, die das Compassion-Kinderzentrum besuchten. Während mein Vater als Maurer arbeitete, verbrachten mein Bruder und ich den Tag in der Kirche und spielten dort und sangen Lieder. Die Tage vergingen und es wurden Monate. So wurde die Kirche wie ein Zuhause für mich. 

Ein Stipendium, um zur Schule zu gehen 

Meine Mutter kehrte nicht wieder zurück. Sie entschied, auf der Straße zu leben. Die Kirche bot ihr Unterstützung an, aber das lehnte sie ab. 

Ich wurde älter und übernahm mehr Verantwortung für meinem Bruder und brachte ihn zum Beispiel zur Schule und kochte für uns. Das wurde zur richtigen Routine bis mich die Frau des Pastors an einem Sonntag fragte: ‚Marjorie, wie läuft es in der Schule?‘ Ich schaute auf den Boden und konnte nicht antworten. Nach einigen Sekunden fragte sie mich: ‚Du gehst doch zur Schule, oder?‘ Mit gesenktem Blick schüttelte ich den Kopf. Ich ging schon einige Jahre nicht mehr zur Schule, damit ich mich um meinen Bruder kümmern konnte.  

Einige Tage später sagten die Compassion-Mitarbeiter mir, dass ich ein Stipendium für eine der besten Schulen in der Gegend bekam. Ich konnte es nicht glauben und war so aufgeregt. Von diesem Tag an hat sich alles verändert.  

Ich weiß, wohin ich gehöre 

Seitdem gehe ich jeden Tag zur Schule und nachmittags helfe ich ehrenamtlich in der Kirche mit. Ich kümmere mich gerne um Kinder, die im Compassion-Patenschaftsprogramm sind. 

Meine Paten schicken mir Briefe und Fotos. Sie beten auch für mich. Ich bin Gott dankbar, dass mein Bruder auch im Compassion-Patenschaftsprogramm ist. Er kommt jeden Tag mit mir in die Kirche. Dort bekommt er etwas zu essen, spielt mit seinen Freunden und ist glücklich.  

Die größte Überraschung erhielt ich, als ich 15 Jahre alt wurde. Die Frau des Pastors und Vanessa, eine Compassion-Mitarbeiterin, feierten meinen Geburtstag mit mir: mit Luftballons, Geburtstagskuchen und einigen Geschenken. Ich habe mich in diesem Moment so geliebt gefühlt. Meine Freunde aus dem Compassion-Kinderzentrum feierten mit uns. Ich war noch nie so glücklich.  

Auch wenn meine Mutter nicht bei uns ist, habe ich diese Situation Gott anvertraut. Ich sehe sie kaum und es tut mir weh, darüber nachzudenken. Aber ich bin mir sicher, dass Gott ihr den richtigen Weg zeigen wird. Daran glaube ich.  

Mein Vater geht weiter zur Arbeit, trotz seines hohen Alters und ich kann weiter zur Schule gehen. Ich möchte nicht angeben, aber ich bin die beste Schülerin meiner Klasse. Ich bin Gott sehr dankbar, dass er mich nicht im Stich gelassen und mich durch die Kirche unterstützt hat.  

Die Kirche ist weiterhin der Ort, an dem ich Frieden, Liebe, Freude und Hoffnung erfahre. Dort habe ich erlebt, dass Gott existiert. Einen Ort, den ich nie verlassen möchte – der Ort, der zu meinem Zuhause geworden ist.“ 

Bericht und Fotos: Nico Benalcázar, Compassion Ecuador 

Meine Mutter war kaum zu Hause 

Ich erinnere mich genau an die Tage, an denen mein Vater früh zur Arbeit fuhr. Er ist 76 Jahre alt, aber arbeitet noch immer sehr hart.  

Eines morgens hörte ich, wie er das Essen vorbereitete und gleich loswollte. Ich saß auf meinem Bett und sah ihm zu. Neben mir lag meine Mutter, die noch am Schlafen war. Auch mein kleiner Bruder lag neben uns im Bett. Als mein Vater ging, verabschiedete er sich mit einem Kuss auf meine Stirn, umarmte mich und sagte: ‚Marjorie, benimm dich gut, iss das Essen, das ich vorbereitet habe und verlass das Haus nicht.‘ 

Ich legte mich sofort wieder hin und schlief wieder ein. 

Ein paar Stunden später hörte ich meinen 2-jährigen Bruder Bolivar laut weinen. Meine Mutter schlief noch. Ich stand auf und nahm meinen Bruder auf den Arm, um ihn zu beruhigen. Auf dem Tisch hatte mein Vater einen Becher Milch stehen gelassen. Die Milch war nicht mehr warm, aber ich gab sie meinem Bruder trotzdem, damit er aufhörte zu weinen.  

Meine Mutter wachte irgendwann auf und verließ das Haus. Schon wieder war ich mit meinem Bruder allein. Die Stunden vergingen und ich spielte mit ihm, bis er wieder einschlief. Dann verließ ich das Haus, um durch die Straßen zu laufen. Ich hatte Hunger und die Sonne brannte im Gesicht.  

Während ich herumlief, sah ich Kinder aus einem großen Haus kommen – daran erinnere ich mich gut. Sie hatten alle das Gleiche an und hatten alle einen Rucksack auf. Ich hielt an und beobachtete sie, während ihre Eltern eintrafen, ihre Kinder begrüßten und gemeinsam Hand in Hand davongingen. 

Es machte mich traurig, weil ich niemanden hatte, der mit mir Hand in Hand die Straße entlanglief.  

Die Tage vergingen und jeden Tag war meine Mutter seltener zu Hause – manchmal kam sie nur zum Schlafen, manchmal kam sie gar nicht mehr. Auch wenn mein Vater sich um uns kümmerte, musste er arbeiten, um uns versorgen zu können.  

Nach und nach zog sich meine Mutter zurück. Ich verstand nicht, warum sie das tat. Aber ich hörte auf meinen Vater, der mir sagte: ‚Kümmere dich um deinen Bruder und gib ihm zu essen.‘ 

Ein Tag, der vieles veränderte  

Eines Morgens kam meine Mutter nach Hause zurück. Sie war anders und sah auch anders aus als sonst. Meine Mutter nahm meine Hand, wir verließen das Haus und liefen durch die Straßen. Ich sah, wie uns eine Frau beobachtete und auf meine Mutter zuging. Sie begannen sich zu unterhalten. Wir folgten der Frau zu einer Kirche. Dort bekamen wir etwas zu essen. Es stellte sich heraus, dass es die Frau des Pastors war. Sie gab mir auch etwas zum Malen, während sie mit meiner Mutter sprach. 

Einige Minuten später sagte meine Mutter: ‚Kann meine Tochter für eine Stunde hierbleiben? Ich muss etwas erledigen, aber ich werde wiederkommen.‘ Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sagte die Frau des Pastors: ‚Natürlich. Wir kümmern uns um Marjorie.‘  

Einige Stunden vergingen und es wurde langsam dunkel. Meine Mutter kam nicht zurück. Der Pastor und seine Frau machten sich Sorgen. Ich weinte nicht, weil ich es gewohnt war, allein zu sein. Sie versuchten mich abzulenken, mich mit Spielen und Liedern zu beruhigen. Irgendwann später brachten die beiden mich zurück zu mir nach Hause. Sie machten sich Sorgen um meine Mutter.  

Als wir bei mir zu Hause ankamen, waren zwar mein Vater und mein Bruder dort, meine Mutter aber nicht. Mein Vater setzte meinen Bruder zu mir und gab uns beiden ein Glas Milch und begann mit dem Pastorenehepaar zu sprechen.  

Ich war zu jung, um zu verstehen, was passierte. Ich hörte meinem Vater trotzdem zu und realisierte, dass meine Mutter drogenabhängig war. 

Einige Tage später begann mein Vater, meinen Bruder und mich zur Kirche zu bringen. Dort waren viele andere Kinder, die das Compassion-Kinderzentrum besuchten. Während mein Vater als Maurer arbeitete, verbrachten mein Bruder und ich den Tag in der Kirche und spielten dort und sangen Lieder. Die Tage vergingen und es wurden Monate. So wurde die Kirche wie ein Zuhause für mich. 

Ein Stipendium, um zur Schule zu gehen 

Meine Mutter kehrte nicht wieder zurück. Sie entschied, auf der Straße zu leben. Die Kirche bot ihr Unterstützung an, aber das lehnte sie ab. 

Ich wurde älter und übernahm mehr Verantwortung für meinem Bruder und brachte ihn zum Beispiel zur Schule und kochte für uns. Das wurde zur richtigen Routine bis mich die Frau des Pastors an einem Sonntag fragte: ‚Marjorie, wie läuft es in der Schule?‘ Ich schaute auf den Boden und konnte nicht antworten. Nach einigen Sekunden fragte sie mich: ‚Du gehst doch zur Schule, oder?‘ Mit gesenktem Blick schüttelte ich den Kopf. Ich ging schon einige Jahre nicht mehr zur Schule, damit ich mich um meinen Bruder kümmern konnte.  

Einige Tage später sagten die Compassion-Mitarbeiter mir, dass ich ein Stipendium für eine der besten Schulen in der Gegend bekam. Ich konnte es nicht glauben und war so aufgeregt. Von diesem Tag an hat sich alles verändert.  

Ich weiß, wohin ich gehöre 

Seitdem gehe ich jeden Tag zur Schule und nachmittags helfe ich ehrenamtlich in der Kirche mit. Ich kümmere mich gerne um Kinder, die im Compassion-Patenschaftsprogramm sind. 

Meine Paten schicken mir Briefe und Fotos. Sie beten auch für mich. Ich bin Gott dankbar, dass mein Bruder auch im Compassion-Patenschaftsprogramm ist. Er kommt jeden Tag mit mir in die Kirche. Dort bekommt er etwas zu essen, spielt mit seinen Freunden und ist glücklich.  

Die größte Überraschung erhielt ich, als ich 15 Jahre alt wurde. Die Frau des Pastors und Vanessa, eine Compassion-Mitarbeiterin, feierten meinen Geburtstag mit mir: mit Luftballons, Geburtstagskuchen und einigen Geschenken. Ich habe mich in diesem Moment so geliebt gefühlt. Meine Freunde aus dem Compassion-Kinderzentrum feierten mit uns. Ich war noch nie so glücklich.  

Auch wenn meine Mutter nicht bei uns ist, habe ich diese Situation Gott anvertraut. Ich sehe sie kaum und es tut mir weh, darüber nachzudenken. Aber ich bin mir sicher, dass Gott ihr den richtigen Weg zeigen wird. Daran glaube ich.  

Mein Vater geht weiter zur Arbeit, trotz seines hohen Alters und ich kann weiter zur Schule gehen. Ich möchte nicht angeben, aber ich bin die beste Schülerin meiner Klasse. Ich bin Gott sehr dankbar, dass er mich nicht im Stich gelassen und mich durch die Kirche unterstützt hat.  

Die Kirche ist weiterhin der Ort, an dem ich Frieden, Liebe, Freude und Hoffnung erfahre. Dort habe ich erlebt, dass Gott existiert. Einen Ort, den ich nie verlassen möchte – der Ort, der zu meinem Zuhause geworden ist.“ 

Bericht und Fotos: Nico Benalcázar, Compassion Ecuador 

Das könnte dir auch gefallen

Das könnte dir auch gefallen