Internationaler Tag der Kinderrechte

Es sollte das normalste der Welt sein: Kinder spielen und lachen zusammen, gehen in die Schule und träumen von ihrer Zukunft. Extreme Armut raubt jedoch fast 400 Millionen Mädchen und Jungen weltweit diese grundlegenden Rechte: zu lernen, zu spielen und sich zu entwickeln. Dabei haben Kinder genauso Rechte wie Erwachsene. Das ist in der UN-Kinderrechtskonvention festgelegt. Kinder und Jugendliche haben zum Beispiel das Recht auf Bildung, Recht auf Schutz vor Gewalt oder das Recht auf medizinische Versorgung. Vielerorts bestehen diese Rechte nur auf dem Papier. Ihre Realität ist eine andere. Um die Rechte der Kinder zu stärken, wird am 20. November durch den internationalen Tag der Kinderrechte daran erinnert, denn an diesem Tag wurde 1989 die UN-Kinderrechtskonventionen verabschiedet.  

Damit Kinder lernen, spielen und lachen können, unterstützt Compassion gemeinsam mit den lokalen Partnerkirchen die ganzheitliche Entwicklung von Kindern. Im Laufe einer Compassion-Patenschaft verbringt ein Kind über 4000 Stunden im Kinderzentrum und wird dort liebevoll betreut und in einem geschützten Umfeld individuell begleitet. Kinder und Jugendliche können zur Schule gehen, werden medizinisch versorgt und  in ihren Fähigkeiten und bei der beruflichen Weiterbildung gefördert. Sie lernen, dass KinderRechte haben und ihr Leben aktiv gestalten können. Und sie haben Menschen um sich, die sie auf diesem Weg begleiten. Das stärkt ihr Selbstvertrauen.  Die Geschichten von Crisli aus Nicaragua, Rambu aus Indonesien und Vincent aus Kenia zeigen, wie Compassion Kinder und ihre Familien unterstützt.

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Crisli, 13 Jahre, Nicaragua 

Rosario nahm meine Hand, als wir auf den Bus warteten. Eine Reihe von Rikschas blockierte den Weg, als der Bus ankam. Wir rannten den Bürgersteig entlang und wichen Straßenverkäufern aus. „Ich kann die Schilder auf dem Bus nicht lesen“, sagt Rosario. „Ich habe mich schon öfter verfahren, wenn ich den Bus nehmen wollte, weil ich nicht weiß, was auf den Schildern steht.“ 
Ich heiße Crisli aus Nicaragua und Rosario ist meine Mutter. Sie hat nie Lesen oder Schreiben gelernt, aber sie hat mir geholfen, es zu lernen.  

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„Geh zur Schule“,

sagte mir meine Mutter immer. Als meine Mutter klein war, herrschte dort, wo sie lebte, große Armut. Man bemühte, sich die Familie zu versorgen und vernachlässigte dafür häufig die Schulbildung.  

Wenn ich meine Mutter nach ihrer Kindheit fragte, sagte sie immer: „Meine Mutter ist auch nicht zur Schule gegangen. Ihre Eltern konnten es sich nicht leisten.“ Auch wenn sie nie die Chance hatte, lesen und schreiben zu lernen, war sie entschlossen, mir ein besseres Leben zu ermöglichen.  

Als ich kleiner war, ist meine Mutter mit mir zur Schule gegangen. Sie hat die Lehrkräfte gebeten, ihr die grundlegenden Unterrichtseinheiten zu erklären, damit sie mir bei den Hausaufgaben helfen kann. Irgendwann war das aber nicht mehr möglich. Marijali, eine Tutorin, erzählte uns vom Compassion-Patenschaftsprogramm von einer Kirche aus der Nachbarschaft. Meine Mutter war so begeistert und meldete mich dort an. Ich war sieben Jahre alt, als ich im Compassion-Patenschaftsprogramm aufgenommen wurde.  

Zu unserer Überraschung bekamen wir von Compassion zum Beginn des Schuljahres eine Schultasche. Darin waren Notizbücher, Stifte, Schuhe und eine Schuluniform. Für meine Mutter war das ein unerwarteter Segen. Meine Mutter hat immer befürwortet, dass ich zur Schule gehe. Viele Eltern, so meine Beobachtung, schicken ihre Kinder nicht zur Schule, weil sie selbst nicht zur Schule gegangen sind. Marjali und Greyner, Leiter des Kinderzentrums, wollen die Eltern davon überzeugen, wie wichtig Bildung für die Kinder ist.

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„Wir wollen Eltern helfen zu verstehen, dass es das Recht von Kindern ist und Kindern hilft, ihre Fähigkeiten zu entwickeln.“

Morgens wache ich jetzt um sechs Uhr auf und mache mich fertig für die Schule. Jeden Tag laufen meine Mutter und ich zur Bushaltestelle, damit ich zur Schule fahren kann. Ich bin meiner Mutter so dankbar, dass sie mich immer unterstützt hat und ich in der Schule gehen kann. 

Rambu, 5, Indonesien 

„Ich liebe es, mit meinen Freunden zu spielen. Wenn mein rechtes Auge anfängt zu jucken, kann ich nicht aufhören, es zu reiben. Dann macht das Spielen nicht mehr so viel Spaß“,

erzählt Rambu aus Indonesien. Sie war zwei Jahre alt, als ihr Auge das erste Mal anfing wehzutun. Manchmal weinte sie, wenn der Juckreiz einfach nicht aufhörte. Die 5-Jährige lebt mit ihren zwei Schwestern bei ihren Eltern. 

Rambus Mutter Rosalinda erzählt: „Sie liebt es, draußen mit ihren Freunden zu spielen. Ich dachte, dass sie Staub im Auge hat. Ich hatte doch keine Ahnung von den Anomalien in ihren Augen.“ Als Rambu im Compassion-Patenschaftsprogramm aufgenommen wurde, hatte sie ihren ersten Arzttermin. „Bei allen Kindern, die am Patenschaftsprogramm teilnehmen, ermutigen wir die Eltern, mit den Kindern zum Arzt zu gehen, wenn das Kind Symptome zeigt“, erzählt Marselina, Leiterin eines Compassion-Kinderzentrums. Daraufhin wurde Rambu von einem Allgemeinmediziner behandelt, weil es keinen Augenarzt in dem Krankenhaus gab.  

„Obwohl der Arzt damals nicht genau über die Krankheit meiner Tochter Bescheid wusste, war ich erleichtert, weil Compassion die Kosten für die Untersuchung und die Medikamente im Krankenhaus übernahm“, so Rosalinda. Rambu bekam eine Augensalbe verschrieben, um den Juckreiz zu lindern.  

Rosalinda war dankbar für die Unterstützung. Das Einkommen ihres Mannes reichte größtenteils für die Lebensmittel. Darüber hinaus Dinge zu kaufen, war kaum möglich.  

Als das lokale Krankenhaus einen Augenarzt anstellte, war das für alle eine große Erleichterung. Bei der Untersuchung kam heraus, dass die nötige Behandlung erst durchgeführt werden kann, wenn Rambu mindestens fünf Jahre alt ist. Im November 2021 reisten Rambu und ihre Mutter für die weitere Behandlung nach Bali. Dort kam heraus, dass Rambu unter einer Anomalie der Augenlider leidet und eine Augen-OP notwendig ist. Nach der OP stellte sich heraus, dass sich ihre Sehstärke verschlechtert hat und sie eine Brille braucht.

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„Mein rechtes Auge juckt nicht mehr und ich kann mit der Brille alles sehen“,

sagt Rambu mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Meine Freunde in der Schule lieben es, meine Brille zu tragen.“ 

Bei einer Nachfolgeuntersuchung stellte sich heraus, dass eine weitere OP notwendig sein würde. Obwohl der Eingriff noch bevorsteht, ist ihr Gesundheitszustand gut. Rambu ist auf einem guten Weg, wieder ganz gesund zu werden. Sie freut sich dann wieder richtig mit ihren Freunden spielen zu können. 

Vincent, 9, Kenia 

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Hallo! Ich bin Vincent und bin neun Jahre alt. Mit meiner Familie und meinen Geschwistern lebe ich in Kenia. Es macht so viel Spaß, hier mit meinen Geschwistern aufzuwachsen und mit ihnen zwischen den Felsen und Büschen Verstecken zu spielen. Wir erleben viele Abenteuer! 

Dazu gehört auch, dass wir uns um die Bienenstöcke kümmern. Mein Vater hat mit einem Bienenstock begonnen, als er 13 Jahre alt war – jetzt sind es 200 Bienenstöcke. Durch den Honigverkauf aus den Bienenstöcken kann mein Vater uns mit Lebensmitteln und Kleidung versorgen und die Studiengebühren meiner Schwester bezahlen. 

Seit einiger Zeit herrscht in der Gegend, in der wir leben, eine Dürre. Ich merke, dass mein Vater gerade nicht so glücklich ist. Durch die Dürre hat sich die Honigproduktion verringert. Meine Mutter sagt, dass es nicht genug Blumen und Nektar für die Bienen gibt. 

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Von unserer Lehrerin weiß ich, dass es die Dürre gibt, weil es lange nicht geregnet hat. Dadurch habe ich verstanden, warum wir dieses Jahr noch keinen gebratenen Mais gegessen haben: Der Mais ist auf dem Hof verdorrt. Und mir wurde erzählt, dass die Preise für Gemüse auf dem Markt gestiegen sind, aber der Preis für Honig gesunken ist.  

Neulich hat die lokale Partnerkirche von Compassion – dort nehme ich am Patenschaftsprogramm teil – Eltern eine Schulung zur Bienenhaltung angeboten. Dadurch lernte mein Vater ein neue Bienenart namens „Kenya Top Bar“ kennen.  Der neue Bienenstock hat den Honigertrag auf 20-30 Kilo bei jeder Ernte fast verdoppelt!  

Compassion unterstützte die lokale Partnerkirche beim Bau einer Verarbeitungsanlage für Honig. Das ist super, weil Eltern mehr verdienen, wenn sie den Honig an die Kirche verkaufen. Dort wird der Honig verarbeitet und weiterverkauft. Mit der ersten Zahlung aus dem Honigverkauf, konnte mein Vater jeweils einen 100 Kilogramm Sack Mais und Bohnen kaufen. Das sind Lebensmittel, die uns durch die Dürre bringen.  

Mein Vater ermutigt uns jeden Tag und wünscht sich, dass wir das Beste aus uns rausholen. Deswegen kümmert er sich darum, dass wir genug zu essen haben und zur Schule gehen. Durch die Unterstützung von Compassion erhält mein Vater jeden Monat einen guten Preis für den Honig. Das macht meinen Vater glücklich. Und wenn mein Vater glücklich ist, bin ich es auch! 

Bericht und Fotos:  
Junieth Dinarte, Compassion Nicaragua 
Vera Aurima, Compassion Indonesien 
Kevin Ouma, Compassion Kenia 

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